Ein Mann sitzt neben einem Roboter mit künstlicher Intelligenz

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Künstliche Intelligenz

Wo Sie uns bereits unbemerkt begegnet 

TOP Magazin recherchierte, wo und wie heute schon jeder mit KI zu tun hat

Kein Tag vergeht, ohne dass wir über KI lesen oder hören. Schwer zu fassen ist schon allein der Begriff: Kann eine Maschine intelligent sein? Genau darum geht es aber, denn KI bedeutet eigentlich, dass Maschinen lernen. Dafür brauchen sie Futter. Und ihr Futter sind immer Daten, mit denen Computer – nein, ganze Rechenzentren – gefüllt werden. Ganz verallgemeinernd lässt sich eine KI also als ein künstliches, neuronales Netz mit Algorithmen beschreiben – da die Maschine „lernt“, indem sie in den Daten Muster erkennt und diese zielgerichtet verwendet. 


Der Chatbot ChatGPT, der Furore machte, hat es im Namen: GPT steht für Generative Pre-trained Transformer, quasi ein generativ vortrainierter Umwandler. Der Chatbot generiert neue Texte auf Basis von unzähligen anderen, auf die er zuvor Zugriff hatte. Denn letztlich sind Texte – aber auch Fotos oder Filme im Netz – auch nur eine klar definierte Datenmenge. 


Schon heute wird deutlich, dass KI großen Einfluss auf die Zukunft der Menschen haben wird: Kein Kind muss gegenwärtig mehr mühsam Daten zusammensuchen, um beispielsweise ein Schulreferat über die Französische Revolution zu halten, das kann die Maschine besser. Kein Politiker muss sich mit rechtlichen Detailfragen und alten Beschlüssen auseinandersetzen, auch eine Zusammenfassung kann die KI besser und genauer, selbst ein Vertrag wird künftig erst durch KI niet- und nagelfest sein, weil nur dann wirklich alle Hintertürchen und Schlupflöcher geschlossen sind. Das wird auch Auswirkungen auf Prüfungen haben: Diplomarbeiten, Masterarbeiten, Doktorarbeiten, das alles wird die Maschine irgendwann besser schreiben können als der Mensch. Schon heute wittern Lehrer Betrug, wenn Schüler zu wenige Fehler machen – und zwar inhaltlich und orthographisch! 


Die wichtige Fähigkeit der Zukunft wird es also sein, der Maschine die richtigen Fragen zu stellen. Wer am geschicktesten Maschinen und Computer für sich nutzt, wird künftig erfolgreich sein. Viele Jahrhunderte lang war es so, dass Wissen ein deutlicher Wettbewerbsvorteil war. Das wird jetzt anders werden. Denn auf das Wissen können jetzt alle gleichermaßen zugreifen. Die KI hilft heute bspw. schon in vielen Teilbereichen der Medizin, um aus diffusen Symptomen das richtige Krankheitsbild abzuleiten. Klug wird künftig der sein, der gut mit der Maschine arbeitet. 


Problematisch wird es aber, wenn dieses kollektive KI-Wissen irgendwann nicht mehr allen zur Verfügung stehen sollte oder wenn die Maschinen absichtlich falsch gefüttert werden. Was, wenn künftig Fake News für die Nutzer nicht mehr von echten Facts zu unterscheiden sind? Was, wenn der dumme Einzelne irgendwann nicht mehr bemerkt, wenn die KI Fehler macht oder manipuliert wurde? Die Gefahren liegen auf der Hand. Trotzdem: Es hilft nicht, sich jetzt dem ganzen Thema zu verweigern, denn künstliche Intelligenz ist aus unserem Alltag längst nicht mehr wegzudenken!

Such-Algorithmen

Wenn uns z.B. in einem Online-Shop andere Produkte vorgeschlagen werden, dann beruhen diese Empfehlungen auf dem, was andere Kunden kauften und das die KI aus nur ihr bekannten Gründen auch für uns für passend hält. Logisch, dass dieses System umso besser funktioniert, umso mehr Daten erfasst werden. So gelingt es bspw. dem Online-Buchhandel erstaunlich gut, hin und wieder eine echte Buch-Empfehlung als Treffer zu landen, oder Netflix weiß genau, welche Serie für wen gute Unterhaltung verspricht. Schade dabei ist nur, dass der einzelne Mensch immer weniger Entdeckungen macht, die außerhalb des eigenen Suchmusters, der eigenen Bubble liegen. Früher hatten alle nur Zugriff auf drei Programme – das hat zwangsläufig den Horizont auf Themen erweitert, die man erst auf den zweiten Blick interessant fand. 

Da täglich unzählige Daten erfasst werden, werden alle diese Empfehlungssysteme immer besser. Gut darstellen lässt sich das am Beispiel Supermarkt: Jede Handelskette erfasst heute mittels Kundenkarten das Einkaufsverhalten ihrer Kunden und kann dadurch recht treffsicher vorhersehen, welches Toilettenpapier jemand kauft, der sich hauptsächlich vegetarisch ernährt und bevorzugt Sonderangebote aufs Kassenband stellt. Auf diesem Wissen baut schon heute die Logistik. Wenn die Menschen nicht mehr hübsch in ihren Verhaltensmustern bleiben, wie das während der Lockdowns der Fall war – dann führt das logischerweise aber auch zu Engpässen…

Sprach-Assistenz und Übersetzung

KI kann aber noch mehr. Sie „wirkt“ ebenfalls hinter jeder Sprach-Assistenz – ganz gleich ob das System Siri oder Alexa heißt oder nur das Navigationssystem im Auto ist, das mit uns spricht. Etwas komplizierter sind Übersetzungstools: vorbei die Zeiten, in denen man mit kleinem gelbem Wörterbuch verreist ist. Heute „spricht“ jedes Mobiltelefon 103 Sprachen – und zwar zunehmend besser, sodass mittlerweile auch Redewendungen zuverlässig richtig übersetzt werden! Etwas gruselig ist die Idee von Sprachbots, die man zu Lebzeiten mit seinen Erinnerungen bespricht, damit diese dann nach dem eigenen Ableben mit der eigenen Stimme „Gespräche“ mit den Hinterbliebenen führen können. Das alles gibt es schon! 

Autonomes Fahren und Google Maps

Auch wenn das autonome Fahren noch Zukunftsmusik ist, sind doch heute schon zahlreiche Gimmicks der KI in jedem modernen Auto verbaut: Abstandshalter, Tankreserve-Rechner, Navigationssystem. Um beispielsweise eine ideale Strecke zu berechnen, werden bekannte Verkehrsmuster mit aktuellen Handy-Nutzerdaten und den Verkehrsbedingungen in Echtzeit verrechnet. Nur KI kann so viele Faktoren auf einmal verarbeiten und sofort zur Verfügung stellen! 


Umso mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, umso deutlicher wird, dass künstliche Intelligenz nicht aufzuhalten ist. Deshalb unsere TOP-Empfehlung: Vor allem Nachrichten im Internet sollte man immer kritisch überprüfen und auch in der Streckenführung hat die KI vor allem im ländlichen Raum noch längst nicht immer recht!


Text: Christina Hitzfeld