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Warum bio nicht gleich bio ist!
Viele Icons für eine bessere Welt
Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass wir nur diesen einen Planeten haben. Deshalb gibt es seit ungefähr 20 Jahren Lebensmittel-Siegel, die die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln garantieren sollen. Für den Laien ist es allerdings kaum mehr möglich, im Dschungel der Label und Gütezeichen durchzublicken.
Siegel verkaufen nicht zwingend mehr Gesundheit, sondern Überzeugungen
Das Wichtigste vorweg: Ein Siegel, ein Label oder ein Prüfzeichen möchte ein bestimmtes Produkt – ganz gleich ob es sich um ein Ei oder eine Tiefkühlpizza handelt, von Konkurrenzprodukten unterscheiden. Zunächst einmal sieht ja jedes Ei sprichwörtlich gleich aus. Ein Siegel zielt also auf die inneren Werte ab und ist deshalb immer auch ein marketing-relevantes Zeichen, das dem Konsumenten die Kaufentscheidung erleichtern will. Es wird eine weltanschauliche Überzeugung mitverkauft.
Lässt sich bio steigern?
Hier tun sich für den kritischen Verbraucher auch schon gleich die ersten Hürden auf: Warum gibt es nicht nur ein Bio-Zeichen? Welches bio enthält mehr bio? Viele der „Auszeichnungen“ sind in einem bestimmten Kontext entstanden. Das deutsche sechseckige Bio-Siegel ist bspw. bereits seit 2001 „auf dem Markt“, während die EU mit ihrem Siegel erst 2010 nachgezogen ist. Die Bio-Verbände, teils regional, teils überregional aktiv, verfolgen meist strengere Kriterien als die staatlichen – demeter gibt es bereits seit 1971. Angesichts von Wasserknappheit, Umweltverschmutzung und Klimawandel stoßen aber alle Lebensmittel-Siegel die richtigen Fragen an: Wie viel bio können wir uns leisten? Wie viel bio müssen wir uns leisten können, um künftigen Generationen nicht eine völlig ausgebrannte Erde zu übergeben?
Und die CO₂-Bilanz?
Brauchen wir jetzt noch zusätzlich ein Klima-Siegel auf jeder Verpackung im Supermarkt? Und wenn ja, welche Faktoren sollten dort mit verrechnet werden? Aktuell sind alle Siegel und Sticker, die Klima- oder CO2-Neutralität versprechen, mit großer Vorsicht zu genießen. Michael Berger, Experte für nachhaltige Landwirtschaft beim WWF, gibt zu bedenken: „Viele Unternehmen kaufen CO2-Zertifikate, mit denen sie dann ihre Emissionen ,neutral‘ rechnen. Damit ist aber noch kein Klimaschutz geschehen, sind keine Emissionen reduziert und schon gar kein klimaneutrales Produkt hergestellt worden.“
Klimaschutz beim Essen ist für Verbraucher eigentlich herrlich einfach: Regional und saisonal sind die ersten Schritte, wer dann noch die tierischen Produkte reduziert und bewusst weniger Nahrungsmittel wegwirft, ist einer klimagerechten Ernährung schon ein großes Stück nähergekommen – und das völlig ohne neues Siegel!
Text: Christina Hitzfeld